An mir vorbei rauschen super gestylte und geschminkte Bloggerkolleginnen Ü50 die sich gut und gerne von anderen Damen ihrer Altersklasse dafür bewundern lassen, das ihnen oder ihrem Fotograf zumindest eines perfekt gelingt: die Funktionen von Photoshop wunderbar zu bedienen. Und auch noch so offensichtlich das mir dabei mit wieviel Unverfrorenheit die ganze zuschauende Gemeinde vereimert wird, mein Essen fast wieder hochkommt. Weshalb echauffiere ich mich darüber? Ist es Neid oder die vielzitierte Stutenbissigkeit? Wohl eher nicht. Ich kann es schlicht und ergreifend nicht besonders gut leiden, verarscht zu werden. Vom Selbstbetrug, der da begangen wird, mal ganz abgesehen, finde ich es nicht besonders schön, wenn andere jemandem für retuschierte Fotos Beifall klatschen sollen. Jemanden auf das Podest setzen, dessen Schokoladenseiten von Profis künstlich herbei gezaubert worden sind? Nicht mein Ding.
Mutterturm in Landsberg Foto: © Sabine Ingerl |
Drängt sich mir doch glatt die Frage auf, ob besagte Geschlechtsgenossinnen sich so allen Ernstes authentisch fühlen. Haben sie ein Bewusstsein dafür, damit wieder einmal das Klischee zu bedienen, nach dem Frauen egal welchen Alters, einfach nur makellos, schlank und schön sein müssen? Vielleicht möglichst auch noch naiv und dumm, sodass Mann sie als Vorzeigepüppchen hernehmen kann. Jedenfalls haben die meisten der Frauen ab Ü40 die ich kenne ganz schön daran zu knabbern, wenn es weniger einfach wird als vorher, ihr Gewicht zu halten und sie zwangsläufig plötzlich mit Besenreisern und Alters-/Pigmentflecken konfrontiert werden. Ganz zu schweigen davon das Haare gefühlt im Übermaß da verschwinden wo sie hingehören und an Stellen wachsen, wo man keine haben möchte. Als wäre das noch nicht genug, laufen ihnen dann auch noch Geschlechtsgenossinen über den Weg, die ihnen erzählen wollen, wie schrecklich sie dadurch aussehen. Eine ganze Industrie lebt gut davon, all das möglichst schnell wieder loswerden zu wollen. Willkommen im Zeitalter der ewigen Jugend.
Da freue ich mich doch über jene Bloggerkolleginnen, die offen zu (ihren) retuschierten Fotos und kleinen Makeln stehen oder darüber berichten, wie es ist sich z. B. störende Pigmentflecken entfernen zu lassen.
Bedauerlich, das wir Frauen trotz einer großen Emanzipationsbewegung in den 80 Jahren zu großen Teilen noch immer nicht in den Spiegel schauen können und ganz einfach ohne wenn und aber zu der Person stehen, die wir da sehen.
Ist Makellosigkeit Ü40 im Blog Thema für euch?